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Lesetipps Literaturkreis Kürnach

Leselust im Literaturkreis

Wer gerade ein spannendes Buch gelesen hat, der möchte sich mitunter gern mit Gleichgesinnten über das Lesevergnügen, über offene Fragen oder Kritik austauschen. Genau dieses Bedürfnis verspürten einige eifrige Leser der KöB Kürnach schon seit geraumer Zeit und gründeten deshalb einen Literaturkreis. Seit einigen Jahren treffen sich nun Leserinnen einmal monatlich, um ein vorher von allen gelesenes Buch miteinander zu diskutieren. Die Auswahl der Titel ist vielfältig und zur Lektüre für weitere Leser von uns sehr zu empfehlen. 
Bei allen bisherigen Treffen wurde lebhaft diskutiert, vielfältige Querverbindungen zu allerhand persönlichen und gesellschaftlichen Themen hergestellt und nicht zuletzt die Freude am Lesen weiterhin genährt. Denn wenn sich ein paar lesefreudige Menschen treffen, dann kann man sehr sicher sein, dass sie sich im Laufe des Abends auch gegenseitig einige neue Lesetipps geben. Wie gut, dass es immer viele interessante Bücher in unserer KöB auszuleihen gibt. 

Für den Literaturkreis – G. Bach

Couchsurfing in China

Stephan Orth

Durch die Wohnzimmer der neuen Supermacht
254 Seiten
Malik Verlag München 2019

Stephan Orth, ein junger Reisejournalist, ist bekannt für seine abenteuerlichen Reisen an politisch und gesellschaftlich brisante Ziele in aller Welt. Als Couchsurfer sucht er vor allem die Begegnung mit Menschen abseits der ausgetretenen Touristenpfade hinter den offiziellen Kulissen. Dabei lernt er Land und Leute hinter den Hochglanzseiten der Reiseprospekte kennen. Bei seiner China-Reise begegnet er beispielsweise herzlicher Gastfreundschaft durch Charley, dessen Familie Stephan zu Ehren extra einen Hund schlachtet. Orth entdeckt wundervolle Landschaften, diskutiert hinter verschlossenen Türen durchaus auch brisante Themen. Er staunt immer wieder über die allgegenwärtige Kontrolle durch Kameras in sämtlichen Lebensbereichen im Dienste der allgemeinen Sicherheit sowie über die Tatsache, dass eben diese Kontrolle oftmals als gegeben hingenommen wird.

Der Autor Stephan Orth war mir bereits durch andere Couchsurfing-Abenteuer (Iran, Saudi-Arabien, Russland) bekannt. Sein Schreibstil und seine Reiseeindrücke sind sehr individuell und sehr gut zu lesen. Über China fand ich bisher nie so spannende Einblicke. „Und gerade jetzt ist eine Reise ins Reich der Mitte besonders interessant, weil sich eine epochale Veränderung vollzieht. Nach Jahren eines unfassbaren Wirtschaftsbooms, in dem clevere Nachahmung eine zentrale Rolle spielte, entsteht zurzeit etwas Eigenes, Neues. Präsident Xi will unter dem Motto `Made in China 2025`die digitale Zukunft gestalten, setzt auf künstliche Intelligenz, Hightech und eine Art von Überwachungsstaat, wie es ihn vorher noch nie gegeben hat…. Durch den ökonomischen Erfolg dieser neuen Weltmacht ist ein ernst zu nehmendes ideologisches Gegenmodell zur Demokratie entstanden…“ (S.16)

Gisela Bach, Büchereimitarbeiterin

Das glückliche Geheimnis

Arno Geiger

autobiografische Erzählung
240 Seiten, Hardcover
Hanser Verlag 2023

Manche Leser haben Arno Geiger sicher durch „Der alte König in seinem Exil“ kennen gelernt. Das neueste Buch des Österreichers Arno Geiger ist ein sehr persönliches Buch des Autors. Bevor Geiger zum SPIEGEL-Bestseller-Autor aufstieg, führte er ein äußerst ungewöhnliches Leben als namenloser, mittelloser Schriftsteller mit einem denkbar ungewöhnlichen Hobby. Geiger stieg regelmäßig in Wiener Papiercontainer ein. Er durchwühlte Berge von Altpapier-Büchern, Zeitschriften, Tagebüchern, geschäftlichen und privaten Notizen fremder Menschen, die sie entsorgt haben. Er sammelte Wertloses und Wertvolles. Vor allem aber trug er auf diese Weise unvorstellbare Ideen ebenso wie nur scheinbar belanglose Beobachtungen über menschliches Verhalten zusammen. Diese wurden ein reicher Fundus für seine Erzählungen und Romane. Der Weg zu Geigers heutigem Ruf und Ruhm ist gepflastert von großen Selbstzweifeln, wirtschaftlichen und persönlichen Einschnitten. Mit großer Offenheit erzählt er von dem Ringen und Hadern und schließlich von dem anstrengenden Leben eines Erfolgsautors. 

Seine Erzählung beeindruckt durch die schöne schlichte Sprache und die klugen und weisen Beobachtungen des Autors.

Gisela Bach

Das Gewicht der Worte

Pascal Mercier

Roman
Hardcover, 573 Seiten
Hanser Verlag 2020

Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann.
Wieder ist Pascal Mercier ein philosophischer Roman gelungen, bewegend wie der "Nachtzug nach Lissabon."

Marianengraben

Jasmin Schreiber

Roman
254 Seiten, Hardcover
Eichborn Verlag 2020

Ein schöner tiefblauer Buchumschlag mit einem leuchtend roten Oktopus und einem rätselhaften Titel! 
„Marianengraben“, ein Tiefseegraben im Pazifik, steht als Bild für den unendlich tiefen Schmerz, den die Erzählerin dieses Romans, die junge Doktorandin Paula, empfindet. Sie hat durch einen tragischen Unfall ihren kleinen Bruder verloren und fühlt sich schuldig an dessen Tod. Der schmerzliche Verlust prägt fortan ihr Leben, sie verspürt kaum mehr Energie für ihre Zukunft. Bis sie zufällig dem Rentner Helmut begegnet. Helmut betrachtet das Leben aus einer anderen Perspektive, er hat ebenso Verluste erlitten und an seinem Lebensabend noch eine Mission zu erledigen. Die Zufallsbegegnung wird zu einem Roadmovie der beiden. In vielen tiefen Gesprächen und teilweise komischen Erlebnissen setzen Paula und Helmut sich mit ihren Verlusten auseinander und lernen vom jeweils anderen, bis die Handlung ein überraschendes Ende nimmt. 
Wer sich als Leser auf eine spannende Geschichte zum Thema Tod, Trauer und Verlust einlassen will, findet hier eine unkonventionelle Geschichte. Man wird etliche Passagen finden, die die schmerzlichen Gefühle eines Verlustes so treffend in Worte fassen. 
„,Das Schlimme an der Trauer ist ja, dass sich die Welt um einen herum einfach weiterdreht`, fing er an zu reden, ,man selbst fühlt sich grauenvoll, doch alle anderen gehen zur Arbeit, besuchen das Kino, schauen Komödien und lachen, [….]. Man ist plötzlich ganz allein, weil man sich ganz anders anfühlt als die Leute um einen herum, also in sich drin, Sie wissen schon. Man ist wütend, weil man denkt: Jetzt wartet doch mal, wisst ihr nicht, was passiert ist? Die Welt geht unter! Und die Realität ist eben: Nö. Man ist nicht wichtiger im Lauf der Dinge als die anderen. Die Welt geht auch nicht unter. Der Alltag geht halt so voran und schleppt einen auch irgendwie mit. Und was einem da vielleicht so vorkommt, als sei es eine unglaubliche Qual, ein furchtbarer Affront, ist dann später auch die einzige Chance, wieder zurecht zu kommen.´ “ S. 68
Die mitunter skurrilen und konstruierten Situationen (z.B. die Asche aus einer Urne ergießt sich über Paula) erlauben aber auch entspanntes Lachen bei einem schwierigen Thema. Der sprachlich flott geschriebene Roman ist das erfolgreiche Debüt einer jungen Frau, die als Sterbebegleiterin praktische Erfahrungen zum Thema sammeln konnte.

Gisela Bach

Klara vergessen

Isabelle Autissier

Roman
304 Seiten, gebunden mit SU
mare Verlag 2020

Drei Generationen, drei Schicksale und die Gefahr des Schweigens. 
Murmansk, nördlich des Polarkreises. Zum ersten Mal kehrt Juri, der längst als Ornithologe in Nordamerika lebt, in seine Heimat zurück. Sein Vater Rubin liegt im Sterben, lediglich das Rätsel um Juris Großmutter Klara – eine Wissenschaftlerin zur Zeit Stalins, die vor den Augen des damals vierjährigen Rubin verhaftet wurde – hält ihn am Leben. Klaras Verschwinden und eine Jugend voller Entbehrungen haben aus Rubin einen unerbittlichen Fischer und hartherzigen Vater gemacht, der seinen ungeliebten Sohn nun in einem letzten Aufeinandertreffen um Hilfe bittet: Er soll herausfinden, was mit Klara passiert ist. Und schließlich stößt Juri auf eine Wahrheit, die ihm vor Augen führt, wie eng alle drei Schicksale – sein eigenes, Klaras und Rubins – miteinander verknüpft sind. 
Ein großes menschliches Abenteuer und eine familiäre Spurensuche, voll von spektakulären Beschreibungen einer wilden Natur, packend erzählt.


 

Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS

Jana Revedin

Das Leben der Ise Frank.
Biografischer Roman
DuMont 2020
346 Seiten, Broschur

Die sechsundzwanzigjährige Ise Frank, Tochter einer großbürgerlichen jüdischen Familie, beginnt im München der frühen 1920er-Jahre eine Karriere als Buchhändlerin und Rezensentin. Ihr Leben erfährt eine neue Wendung, als sie den Architekten und Bauhausgründer Walter Gropius kennenlernt. Heute ist ihr Name vergessen: Doch Ise Frank war weit mehr als die Ehefrau von Walter Gropius und Sekretärin der berühmten Architektur- und Designschule. Als Journalistin und Autorin bestimmte sie den Kurs des Bauhauses entscheidend mit. Vor allem aber stellte sie sicher, dass seine bahnbrechenden Gestaltungs- und Lehrideen in der Nazizeit – und auch danach – nicht in Vergessenheit gerieten. Ise Frank, nur scheinbar Randfigur, tritt in diesem biografischen Roman erstmals in den Mittelpunkt.

Der Schatten des Windes

Carlos Ruiz Zafón

Fischer Verlag, 3. Auflage 2013
565 Seiten, TB

Souverän, zupackend und mit unerschöpflichem Einfallsreichtum erzählt der Autor die Geschichte von Daniel Sempere, dessen Welt aus den Fugen gerät, als er die Schicksalsbahn eines geheimnisvollen Buches kreuzt. Mit ihm tritt der Leser in einen Kosmos abenteuerlich verknüpfter Lebensläufe. Daniel, der allein mit seinem Vater im grauen Barcelona der Franco-Ära aufwächst, ist fasziniert von der Geschichte, die er liest. Er macht sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Autor. Was als neugieriges Spiel beginnt, wird rasch zur Bedrohung ...

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

Susann Pásztor

Roman. Ausgezeichnet mit dem Evangelischen Buchpreis 2018
Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2017
288 Seiten

Eine berührende Geschichte über die Schönheit des Lebens und die erstaunliche Entwicklung einer Vater-Sohn-Beziehung.
Wie begegnet man einer Frau, die höchstens noch ein halbes Jahr zu leben hat? Fred glaubt es zu wissen. Er ist alleinerziehender Vater und hat sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen, um seinem Leben mehr Sinn zu geben. Aber Karla, stark, spröde und eigensinnig, arrangiert sich schon selbst mit ihrem bevorstehenden Tod und möchte nur etwas menschliche Nähe - zu ihren Bedingungen.
Als Freds Versuch, sie mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen, grandios scheitert, ist es nur noch Phil, sein 13-jähriger Sohn, der Karla besuchen darf, um ihre Konzertfotos zu archivieren. Dann trifft Hausmeister Klaffki in einer kritischen Situation die richtige Entscheidung - und verhilft Fred zu einer zweiten Chance.

 

Der Junge im gestreiften Pyjama

John Boyne

240 Seiten, Belletristik für Jugendliche ab 12 Jahren
FischerTaschenBibliothek 2010

Der neunjährige Bruno weiß nichts von der Endlösung oder dem Holocaust. Er ist unberührt von den entsetzlichen Grausamkeiten, die sein Land dem europäischen Volk zufügt. Er weiß nur, dass man ihn von seinem gemütlichen Zuhause in Berlin in ein Haus verpflanzt hat, das in einer öden Gegend liegt, in der er nichts unternehmen kann und keiner mit ihm spielt. Bis er Schmuel kennenlernt, einen Jungen, der ein seltsam ähnliches Dasein auf der anderen Seite des angrenzenden Drahtzauns fristet und der, wie alle Menschen dort, einen gestreiften Pyjama trägt. Durch die Freundschaft mit Schmuel werden Bruno, dem unschuldigen Jungen, mit der Zeit die Augen geöffnet. Und während er erforscht, wovon er unwissentlich ein Teil ist, gerät er unvermeidlich in die Fänge des schrecklichen Geschehens.