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Medientipps

"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. ...

... Die Seele dessen, der es geschrieben hat, und die Seele derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben. Jedesmal, wenn ein Buch in andere Hände gelangt, jedesmal, wenn jemand den Blick über die Seiten gleiten läßt, wächst sein Geist und wird stark." (S. 10)

"Ich kannte die Freude am Lesen nicht, die Freude daran, Räume auszukundschaften, die sich einem in der Seele auftun, sich der Fantasie zu überlassen, der Schönheit und dem Geheimnis von Dichtung und Sprache." (S. 33)

aus: Carlos Ruiz Zafón, Der Schatten des Windes

Mittagsstunde

Dörte Hansen

Roman
320 Seiten, Hardcover
Penguin Verlag 2018

Ingwer Feddersen erkennt das Dorf, in dem er aufgewachsen ist, nicht wieder: keine Schule mehr, kein Bäcker und kein Kaufmann. Keine Störche auf dem Dach der Kirche, auf den Feldern keine Kühe, nur noch Mais und Wind. Als wäre eine ganze Welt versunken. Ingwer Feddersen, 47, kehrt in sein Heimatdorf zurück, er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1960ern, als die Landvermesser kamen und die Flurbereinigung begann? Als erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ?
Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn. 

Tipp von Bücherei-Mitarbeiterin Sieglinde Bieber

Die Schule am Meer

Sandra Lüpkes

Roman
568 Seiten, Hardcover
Kindler 2020

Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut, sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat. Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen. Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?

Ein Roman über Wagemut und Scheitern, Leidenschaft und Missgunst, Freundschaft und Verrat. Eine große Geschichte – hervorragend recherchiert und packend erzählt.

Tipp von Koeb-Mitarbeiterin Sieglinde Bieber

Die Frau zwischen den Welten

Hera Lind

Roman nach einer wahren Geschichte
Klappenbroschur, 415 Seiten
Diana Verlag München 2020

Im Todesjahr ihres Mannes Milan beginnt Ella damit, ihre Lebensgeschichte in Form eines langen Briefes an ihren Enkel Jakob aufzuschreiben. Dieser Brief ist die Grundlage für „Die Frau zwischen den Welten“. Ella ist zwölf Jahre alt, als ihr tschechischer Vater 1945 von tschechischen Revolutionsgarden erschlagen wird. Allein mit ihrer deutschen Mutter und ihrem kleinen Bruder Alex wächst sie in einem Land auf, in dem in siebenundzwanzig Jahren zum Teil viermal die Staatsform und damit auch die Amtssprache gewechselt haben. Immer neue Schicksalsschläge muss Ella ertragen: Klosterschule, Kommunismus, die Ehe mit einem Egozentriker, Psychiatrie – bis sie in Prag dem jüdischen Arzt Milan begegnet. Da es für sie in Prag keine gemeinsame Zukunft geben kann, planen sie, zusammen mit Ellas kleiner Tochter in den Westen zu fliehen. Doch der Geheimdienst ist ihnen auf der Spur. Nicht vorstellbar sind Angst und Unsicherheit, die die Menschen durch die allgegenwärtige Bespitzelung ertragen mussten. Wem konnte man trauen?

Tipp von Koeb-Mitarbeiterin Sieglinde Bieber

Die Lüge

Mattias Edvardsson

Roman
Klappenbroschur, 560 Seiten
Limes Verlag 2019

Lund, Schweden: Adam, Ulrika und Stella sind eine ganz normale Familie. Adam ist Pfarrer, Ulrika Anwältin und Stella ihre rebellierende Tochter. Kurz nach ihrem 19. Geburtstag wird ein Mann erstochen aufgefunden und Stella als Mordverdächtige verhaftet. Doch woher hätte sie den undurchsichtigen und wesentlich älteren Geschäftsmann kennen sollen und vor allem, welche Gründe könnte sie gehabt haben, ihn zu töten? Jetzt müssen Adam und Ulrika sich fragen, wie gut sie ihr eigenes Kind wirklich kennen – und wie weit sie gehen würden, um es zu schützen …
Spannend bis zur letzten Seite!

Tipp von Koeb-Mitarbeiterin Sieglinde Bieber

Diamanten im Staub

Frauke Bolten-Boshammer

350 Seiten, 29 Illustrationen, Paperback
DuMont Reiseverlag 2021

Hätte, hätte, hätte …
Hätte ich nicht in einer Frauen- und Haushaltszeitschrift geblättert, hätte ich nicht den Artikel über erfolgreiche Frauen in Australien und Neuseeland gelesen und ich hätte nichts über das Leben von Frauke Bolten-Boshammer erfahren. Und das wäre sehr schade, denn ich hätte nicht die Geschichte der Diamanten im Staub kennen gelernt. 
Frauke Bolten-Boshammer wurde 1947 in Norddeutschland geboren, ihre Mutter starb kurz nach ihrem zweiten Geburtstag. So war schon ihre Kindheit und Jugendzeit sehr bewegend. 1981wanderte sie mit ihrem Mann und ihren Kindern nach Australien in die im Outback liegende Kleinstadt Kununurra aus. Sie sagt selbst: „Wir waren auf dem Weg in eine der entferntesten und abgelegensten Regionen Australiens, möglicherweise der ganzen Welt. Ein Winkel des Outback voller Krokodile, acht Autostunden von der nächsten größeren Stadt entfernt. Unser neues Zuhause würde eine Farm sein, die ich noch nie gesehen hatte, an einem Ort, von dem ich noch nie gehört hatte, mit einem Namen, den ich kaum aussprechen konnte, 3200 Kilometer von Perth entfernt, an der Grenze zwischen den beiden Bundesstaaten Northern Territory und Western Australia, mitten im Nirgendwo.“ Aber Frauke nimmt das Leben an, sie stellt sich den Herausforderungen und heute gehört ihr eines der erfolgreichsten Diamantengeschäfte Australiens. 2019 wurde sie in die Western Australian Women’s Hall of Fame aufgenommen. 
Wer sich in das Buch Diamanten im Staub vertieft, wird mitgenommen auf die aussergewöhnliche Lebensreise einer starken Frau. Aufgewachsen mit den Wert- und Moralvorstellungen der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, zeigt sie Mut und Unternehmergeist und will das Beste für sich und ihre Familie erreichen. 
Und heute sagt sie: „Deutschland wird immer meine Heimat bleiben, doch nun ist Australien mein Zuhause“. 
Viel Freude bei der Lektüre, liebe LeserInnen und vielleicht finden auch Sie einen rosa Diamanten im Staub.

Tipp von Koeb-Mitarbeiterin Jutta Melzer

Alte Sorten

Ewald Arenz

Roman
256 Seiten, Hardcover
DuMont 2019

Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten, vor allem die nach ihrem Aussehen.
Liss ist eine starke, verschlossene Frau, die die Arbeiten, die auf ihrem Hof anfallen, problemlos zu meistern scheint. Schon beim ersten Gespräch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Kein heimliches Mustern, kein voreiliges Urteilen, keine misstrauischen Fragen. Liss bietet ihr an, bei ihr auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Für Sally ist die ältere Frau ein Rätsel. Was ist das für Eine, die nie über sich spricht, die das Haus, in dem die frühere Anwesenheit anderer noch deutlich zu spüren ist, allein bewohnt? Während sie gemeinsam Bäume auszeichnen, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, kommen sich die beiden Frauen näher. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.

Tipp von Koeb-Mitarbeiterin Sieglinde Bieber

Jahresringe

Andreas Wagner

Roman
256 Seiten, Hardcover
Droemer Knaur Verlag 2020

Der Debütroman des Kölner Realschullehrers Andreas Wagner erzählt die, im wahrsten Sinne des Wortes, bewegende Geschichte einer  Familie rund um den Wandel des Hambacher Forst. 
Ein Familienroman, der die Zeitspanne von 1946 – 2018 umfasst. Leonore flüchtet aus Ostpreußen und strandet in einem kleinen Dorf zwischen Köln und Aachen. Ein Bäcker nimmt das junge Mädchen auf und hier findet sie eine neue Heimat, auch wenn sie von den anderen Dorfbewohnern nicht sehr freundlich aufgenommen wird. Oft lässt man sie spüren, dass sie als Flüchtlingsmädchen und noch dazu eine Evangelische nicht sehr willkommen ist. Zuflucht und Trost findet sie auf langen Spaziergängen im Bürgewald hinter dem Dorf. 
Doch dieser Wald soll nun dem Braunkohle-Tagebau weichen. Die Dorfbewohner werden in den nächsten größeren Ort umgesiedelt. Nur schweren Herzens verlässt Leonore mit ihrem Sohn Paul die alte Bäckerei, um in der Neubausiedlung ein neues Haus zu bauen. Hier zieht Paul seine beiden Kinder groß. Sie gehen sehr gegensätzliche Wege. Während Jan einen gigantischen Schaufelradbagger steuert, schließt sich seine Schwester den Waldbesetzern im Hambacher Forst an. 
Eine tiefgründige und berührende Familiengeschichte über Entwurzelung, den Verlust von Heimat vor dem Hintergrund des Braunkohletagebaus am Hambacher Forst. Sehr empfehlenswert! 

Tipp von Koeb-Leiterin Heidi Heinrich

Schockraum

Tobias Schlegl

288 Seiten, Hardcover mit SU
Piper Verlag 2020

Dieser in rasantem Tempo erzählte Roman ist nichts, was man zum gemütlichen Entspannen im Sessel liest. Das Debütwerk aus der Feder eines Insiders gibt Einblick in den knallharten Alltag des Rettungssanitäters Kim. Tobias Schlegl lässt den Leser den Zeit- und Leistungsdruck anhand von ausgewählten fiktiven Notfallsituationen fast körperlich spüren. Dazu gehören sowohl die vermeintlichen Notfälle wegen Nasenbluten, aber auch schwerste Verletzungen durch den Tritt eines Pferdes oder lebensbedrohliche Kreislaufzusammenbrüche. Durch die Perspektive des Sanitäters Kim bekommt man beim Lesen eine Ahnung, welchen Herausforderungen der Rettungssanitäter stets ausgesetzt ist. Er muss spontan die Notlage einschätzen, eine Erstversorgung einleiten, weitere Hilfe organisieren, Zeugen als Informationsquelle einbeziehen und….vor allem in einer äußerst gespannten Situation die Ruhe bewahren. Kims eigene Gefühle müssen dabei total zurückgestellt werden. Da empört es den Leser wirklich über Einsätze zu lesen, bei denen die Patienten randalieren oder Zuschauer den Einsatz auf eine absurde Spitze treiben. Glücklicherweise finden sich auch positive Geschichten einer überraschenden Geburt und Beispiele von tiefer Dankbarkeit eines Geretteten. 
Neben diesen „Alltagsgeschichten“ macht der Roman aber auch die Auswirkung dieser Arbeit auf das Privatleben deutlich, weil manche Rettungseinsätze schwer zu verarbeiten sind und der Druck von Schichtarbeit und Überstunden Kims Beziehungen und Freundschaften enorm belasten. 
Nach der Lektüre dieses fiktiven Romans bleibt eine Betroffenheit zurück und eine große Dankbarkeit darüber, dass es Menschen wie Kim gibt, die täglich unter hohem persönlichen Einsatz ihr Bestes geben, um fremdes Leben zu retten.

Tipp von Koeb-Mitarbeiterin Gisela Bach

Herz auf Eis

Isabelle Autissier

Roman
224 Seiten, Hardcover mit SU
mareverlag 2017

Sie sind jung und verliebt und haben alles, was sie brauchen. Aber ihr Pariser Leben langweilt sie, also nehmen Louise und Ludovic ein Sabbatjahr und umsegeln die Welt. Bei einem Ausflug auf eine unbewohnte Insel vor Kap Hoorn reißt ein Sturm ihre Jacht und damit jegliche Verbindung zur Außenwelt mit sich fort. Was als kleiner Ausbruch aus dem Alltagsleben moderner Großstädter gedacht war, mündet urplötzlich in einen existenziellen Kampf gegen Hunger und Kälte. Nicht weniger aufreibend ist das psychologische Drama, das sich zwischen den Partnern entspinnt. Wer trägt die Schuld an der Misere? Wer behält die Nerven und trifft die richtigen Entscheidungen? Und was wird aus der Liebe, wenn es ums nackte Überleben geht? Herz auf Eis wagt sich an die Frage, was mit uns und unseren Beziehungen geschieht, wenn wir unsere Komfortzone verlassen.