Susanne Schädlich
Biographie
240 Seiten, Hardcover
DROEMER Verlag München 2009
Nach der hervorragenden und eindrucksvollen Autorenlesung von Eberhard Schellenberger wollte ich mich mehr mit dieser Zeit beschäftigen. Dabei stieß ich auf das Buch von Susanne Schädlich: IMMER WIEDER DEZEMBER. Susanne ist die Tochter des DDR-Schriftstellers Hans Joachim Schädlich und verbrachte ihre ersten Lebensjahre in Berlin-Köpenick. Im Dezember 1977 durfte die Familie in den Westen übersiedeln. Susanne erzählt wie es ist, in zwei Systemen groß zu werden und nicht dazuzugehören, von den ersten Stationen in einer unbekannten Welt, von einer Generation zwischen Ost und West, die ihren Platz sucht.
„Ich gehörte nicht mehr dazu, wo ich einmal hingehört hatte. Andere hatten meine Stelle eingenommen. … Da war die Sehnsucht ins Zurück nach den Freunden und Verwandten. Wie denn auch nicht?“ (Seite 117)
Und sie erzählt von der Erfahrung eines Verrats: 1992 stellte sich heraus, dass der Onkel, Bruder des Vaters und vertrauter Freund aus Kindheit und Jugend, jahrelang als „Inoffizieller Mitarbeiter“ für die Stasi gearbeitet hatte. Sie rekonstruiert das unheimliche Protokoll einer geplanten Zersetzung der Familie.
Mir gefällt das Buch, weil es ein Zeitzeugnis für die Zeit vor dem Mauerfall ist. Es vermittelt einen tiefen und verstörenden Blick in politische und menschliche Abgründe. Susanne kehrte 1999 nach elf Jahren in den USA nach Berlin zurück.
Tipp von Bücherei-Mitarbeiterin Christa Lutz